Deshalb ist die wichtigste Lektion für das neue Familienmitglied: Du darfst und sollst ruhen. Diese ist keine einfache Lektion. Daher meine Top Tipps zum Ruhe erlernen.
Welpen sollten 20-22 Stunden am Tag schlafen. Im Schlaf verarbeiten die jungen Wesen alles neu Erlebte. Da haben sie ganz schön was zu verarbeiten! Nahezu jede Situation und jeder Gegenstand, jeder Mensch, jedes Tier ist für den jungen Hund neu und aufregend. Damit sie diese neue Welt angemessen erkunden können, müssen sie ausgeruht und entspannt sein. Das ist allerdings gar nicht so leicht. So ein kleiner Hund wird in den seltesten Fällen wissen, dass er schlafen muss. Selbst wenn er es wüsste, würde er es nicht wollen. Wir wären auch lieber auf der Party als im Bett, wenn wir noch nie auf einer Party gewesen sind.
- Alle Bedürfnisse müssen gestillt sein. Das ist die Grundvoraussetzung, dass der Hund ruhen kann. Ihr habt gerade mit dem Welpen gespielt? Dann muss er sich erstmal lösen dürfen! Danach beginnt die Ruhephase.
- Auf die eigene Ruhe und Stimmung achten. Wenn wir selbst noch total aufgeregt und nervös sind, wird sich das auf das Tier übertragen. Wir sind dessen Vorbild und müssen einen Weg finden, mit der Aufregung umzugehen und Ruhe auszustrahlen. Wenn euch das sehr schwer fällt, macht einen kurzen Tapetenwechsel. Mal kurz den Raum verlassen und tieeeef durchatmen. Neu sortieren und wweiter gehts.
- Aber womit geht es eigentlich weiter? Der Welpe soll schlafen aber was soll der Mensch eigentlich tun? Das, was er vorher auch getan hätte! Nehmt euch selbst wichtig! Versucht nicht, euch hinzusetzen und "nichts zu tun". Dabei erwischt ihr euch wahrscheinlich nicht nur einmal, während ihr den Hund beobachtet, ihm dann doch gut zu redet oder ihn sogar streichelt. Euer Hund muss lernen, dass er sich genüsslich zurücklehnen kann, denn in den Ruhephasen ist er nicht dran. Es passiert für ihn nichts Relevantes. Denn ihr lest zum Beispiel ein Buch, arbeitet an einem Sudoku, sehr fern oder überweist die überfälligen Rechnungen... Das Hundekind hat Sendepause und ihr geht wichtigen Menschendingen nach.
- Wundermittel: Leine. Huch, was hat denn nun die Leine mit Ruhe im Haus zu tun? Die brauche ich doch draußen für die Leinenführigkeit? Die Leine kann ein Wundermittel sein, um dem Hund beizubringen, zu ruhen. Er bekommt sein Deckchen, sein Hundekissen oder womit auch immer ihr es ihm bequem gestalten möchtet und wird dort angeleint. Ihr seid in seiner Nähe, strahlt Ruhe aus und geht euren wichtigen Hobbies außerhalb des Hundes nach. So kommunizieren wir ihm fair: ich möchte nicht, dass du hier wild durch die Gegend flizt, sondern du sollst an Ort und Stelle zur Ruhe kommen. Zuhause können wir dieses Anleinen immer wieder nutzen. Wenn es zuhause klappt, kann man das sogar nach draußen verlagern.
Nicht erschrecken! Beim ersten Mal wird das Anleinen für den Welpen erst mal doof sein. Er wird sich beschweren, was das jetzt soll. Lernt er jetzt in jungem Alter, dass das Leben auch mal Frust und doofe Situationen bereit hält, man aber cool damit umgehen kann, indem man sich hinlegt und schläft, habt ihr es in der späteren Zeit um ein Vielfaches leichter! Haltet durch. Von mal zu mal wird es schneller gehen und ihr werdet merken, wie dankbar der Hund sogar für die Begrenzung werden kann.
Zum Thema Ruhe könnte man ein ganzes Buch schreiben … Zuletzt sei gesagt, dass jeder Welpe und auch jeder Mensch individuell ist. Mensch und Hund müssen zu einem Team werden und gemeinsam die Herausforderung Leben beschreiten. Ob ihr dabei euren Hund anleint, damit er zur Ruhe kommen kann, oder eure ganz eigene Methode habt, ist völlig gleich. Solange Mensch und Hund mit der Vorgehensweise und dem Ergebnis zufrieden leben können. Gerade bei aufgeregten Hunden kann das eine Erleichterung auch für spätere Situationen mit vielen Hunden oder anderen Reizen sein.